Imam Ali (a.) nahm Abu Bakr als Vorbeter?


Auf der Gegenseite wurde die Behauptung aufgestellt, dass Imam Ali (a.), laut schiitischen Quellen, Abu Bakr als Vorbeter genommen hätte, doch waren die Beschuldiger ehrlich in ihrem Anspruch? Es folgt die Antwort auf den kläglichen Versuch.

Das erste Scheinargument

“Er (Ali) pflegte in der Mosche seine Fünf Gebete hinter As Siddiq (Abu Bakr) zuverrichten und hat sein Imamat bestätigt und den Leuten gezeigt, daß er in übereinstimmung mit ihm ist und dies gefiel ihm.” (Schia Quelle: Al Ihtijaj von al Tabrasi s.53, Kitab Salim bin Qays s.203, Mira’at al Uqool von Majlisi s. 388)

Die Realität des Inhaltes

Netterweise hat der Feind der Ahl-ul-Bait (a.) einen arabischen Text angegeben, den er scheinbar aus einem englischen Beitrag lediglich kopiert und niemals selber geprüft hat:

كان يؤدي الصلوات الخمس في المسجد خلف الصديق راضيا بامامته ومظهرا للناس اتفاقه معه ووئامه معه

So lautet die richtige Übersetzung: „Er pflegte es die fünf Gebete in der Moschee hinter dem Siddiq zu führen, während er mit seiner Führung (Imamah) zufrieden war und den Menschen die Übereinstimmung mit ihm und das harmonische Verhältnis zu ihm zeigte.”

Die erste Quelle: Al-Ihtijaj

Kommen wir als nächstes zu den Quellen. Die erste Quelle, die angegeben wurde, ist das Werk Al-Ihtijaj vom schiitischen Gelehrten Abu Mansur Ahmad Ibn Ali Ibn Abi Talib At-Tabarsi. Der Beschuldiger gab Seite 53 an und schwieg entweder absichtlich über die Nummer des Bandes oder aus Unwissenheit, denn das Werk hat zwei Bänder.

Im 1. Band auf der Seite 53 fanden wir folgendes:




Zusammenfassend geht es um einen Dialog zwischen dem Propheten (s.) und den Juden und nirgendwo ist etwas über das Gebet von Imam Ali (a.) zu finden.

Im 2. Band auf der Seite 53 fanden wir folgendes:






Zusammenfassend geht es um einen Dialog zwischen Imam Muhammad Al-Baqir (a.) und einem Mann, betreffend den Wurzeln und Zweigen des Glaubens. Auch diesmal ist nirgendwo das Gebet von Imam Ali (a.) erwähnt worden.

Schlussfolgerung

Die Behauptung findet sich nicht in der angegebenen Quelle und ist daher als Lüge zurückzuweisen.

Die zweite Quelle: Kitab Sulaim

Die nächste Quelle, die angegeben wurde, ist das Werk Kitab Sulaim Ibn Qais Al-Hilali. Der Beschuldiger gab Seite 203 an.

Auf Seite 203 fanden wir folgendes:


Zusammenfassend geht es um ein Gespräch zwischen Imam Ali (a.) und dem Gefährten Talhah Ibn Ubaidillah. Wieder ist nirgendwo etwas von einem Gebet die Rede.

Schlussfolgerung

Auch in diesem Fall befindet sich die Behauptung nicht in der angegebenen Quelle und ist daher ebenso als Lüge zurückzuweisen.

Die dritte Quelle: Mir'at-ul-Uqul

Die letzte Quelle, die angegeben wurde, ist das Werk Mir'at-ul-Uqul Fi Sharh Akhbar Al-ir-Rasul vom schiitischen Gelehrten Muhammad Al-Baqir Al-Majlisi. Angegeben wurde die Seite 388. Nun muss man sich erneut fragen, ob der Beschuldiger absichtlich die Nummer des Bandes verschwiegen hat oder aus Unwissenheit, denn dieses Werk umfasst 26 Bänder!



Zudem war, wie erwartet, in keinem Band auf der angegebenen Seite solch eine Aussage zu finden.

Schlussfolgerung

Hierbei handelt es sich ebenso um eine Lüge, die nicht in den angegebenen Quellen zu finden und selbstverständlich zurückzuweisen ist.

Kommentar zum Inhalt

Nennen wir erneut die angebliche Aussage: „Er pflegte es die fünf Gebete in der Moschee hinter dem Siddiq zu führen, während er mit seiner Führung (Imamah) zufrieden war und den Menschen die Übereinstimmung mit ihm und das harmonische Verhältnis zu ihm zeigte.”

كان يؤدي الصلوات الخمس في المسجد خلف الصديق راضيا بامامته ومظهرا للناس اتفاقه معه ووئامه معه

Mit „Er” soll Imam Ali (a.) gemeint sein und mit „Siddiq” Abu Bakr. Zunächst sollte man sich fragen, von wem diese Aussage stammt. Kommt sie von einem Gelehrten, einem Gefährten, einem Imam? Wer ist mit der Führung (Imamah) des anderen zufrieden? Wenn Imam Ali (a.) mit der Führung (Imamah) von Abu Bakr zufrieden ist, wieso führt er das Gebet selber hinter Abu Bakrs Rücken und erkennt ihn somit nicht als seinen Leiter des Gebetes an? Wenn Abu Bakr mit der Führung (Imamah) von Imam Ali (a.) zufrieden ist, wieso lässt er ihn nicht auch sein Gebet führen, sondern trennt sich von ihm darin? Sicher ist, dass laut dieser Aussage nicht beide zur selben Zeit im Recht sein können.

Das zweite Scheinargument

“Und er (Ali) betrat die Moschee und betete hinter Abu Bakr (ra). (Schia Quelle: Tafsir Qummi von Ali bin Ibrahim Qummi , Surah Rom, s. 295, Zameema Maqbool Ahmad, S. 415 etc.)

Die Realität des Inhaltes

Auch diesmal scheint der Beschuldiger lediglich etwas kopiert, jedoch nicht selber geprüft zu haben.

Ali Ibn Ibrahim Al-Qummi schreibt: „Danach stand Imam Ali (a.) auf und bereitete sich für das Gebet vor und er betrat die Moschee und stellte sich hinter Abu Bakr und betete für sich selber, während Khalid Ibn Al-Walid an seiner Seite war und ein Schwert dabei hatte. Als sich nun Abu Bakr zum Gebetsbekenntnis (Tashahhud) hingesetzt hatte, bereute er das, was er sagte und fürchtete sich vor dem Unfrieden und der Erschwernis, die daraus folgt. Er hörte nicht auf, darüber nachzudenken, sodass er nicht zum abschließenden Friedensgruß (Taslim) kam, bis die Menschen meinten, er würde das zur Heiligung des Gebetes tun. Daraufhin richtete sich Abu Bakr an Khalid Ibn Al-Walid und sprach: »O Khalid, führ nicht aus, was ich dir befohlen hatte. Der Frieden sei auf euch und die Barmherzigkeit Gottes und Seine Segnungen.« Imam Ali (a.) sprach: »O Khalid, was ist das, was er dir befohlen hatte?« Khalid Ibn Al-Walid antwortete: »Er befahl mir, dich zu töten.« Imam Ali (a.) sprach: »Und du warst dabei, es zu tun?« Khalid Ibn Al-Walid antwortete: »Hätte mir Abu Bakr nicht angeordnet, es nicht zu tun, so hätte ich dich nach dem abschließenden Friedensgruß (Taslim) getötet.« Da packte ihn Imam Ali (a.) und warf ihn auf den Boden und die Menschen versammelten sich um ihn herum. Umar Ibn Al-Khattab sprach: »Er tötet ihn, beim Herrn der Ka'bah!« Die Leute sprachen: »Bei Gott und dem Recht des Gefährten dieses Grabes!« So ließ Imam Ali (a.) von Khalid Ibn Al-Walid ab und wandte sich an Umar Ibn Al-Khattab, den er am Kragen packte und sprach: »O Sohn von Sahhak, wenn der Bund mit dem Propheten Muhammad (s.) nicht wäre und das Buch Gottes, dann würdest du wissen, wer von uns schwach und hilfsbedürftig ist und wer nicht.« Daraufhin ging er in seine Wohnung hinein.” [Tafsir Al-Qummi, Band 2 Seite 159]

قال علي بن إبراهيم القمي رضي الله عنه: ثم قام وتهيأ للصلاة وحضر المسجد ووقف خلف أبى بكر وصلى لنفسه وخالد بن الوليد إلى جنبه ومعه السيف فلما جلس أبو بكر في التشهد ندم على ما قال وخاف الفتنة وشدة على وبأسه فلم يزل متفكرا لا يجسر ان يسلم حتى ظن الناس انه قدسها، ثم التفت إلى خالد فقال يا خالد لا تفعل ما أمرتك به السلام عليكم ورحمة الله وبركاته، فقال أمير المؤمنين عليه السلام: يا خالد ما الذي أمرك به؟ قال امرني بضرب عنقك، قال وكنت تفعل؟ قال إي والله لولا أنه قال لي لا تفعل لقتلتك بعد التسليم، قال فأخذه علي (ع) فضرب به الأرض واجتمع الناس عليه فقال عمر يقتله ورب الكعبة فقال الناس يا أبا الحسن الله الله بحق صاحب هذا القبر فخلى عنه، قال فالتفت إلى عمر وأخذ بتلابيبه وقال يا بن الصهاك لولا عهد من رسول الله صلى الله عليه وآله وكتاب من الله سبق لعلمت أينا أضعف ناصرا وأقل عددا ثم دخل منزله

Schlussfolgerung

Laut der Aussage von Ali Ibn Ibrahim Al-Qummi nahm Imam Ali (a.) Abu Bakr nicht als Vorbeter, denn es heißt: „Und betete für sich selber.” Die Behauptung, Imam Ali (a.) hätte Abu Bakr als Vorbeter genommen, ist somit nichts anderes als eine Lüge, denn wäre dies wahr, so hätte Imam Ali (a.) nicht für sich selber gebetet und Abu Bakr, der ihn übrigens laut Bericht ermorden wollte, sein Gebet führen lassen.

Was sagen eigentlich die sunnitischen Quellen über das Gebet hinter einer zweifelhaften Person?

Muhammad Ibn Ismail Al-Bukhari berichtete, dass Yazid Ibn Abi Ubaid sagte: „Salamah Ibn Al-Akwa' trat zu Al-Hajjaj Ibn Yusuf ein, der zu ihm sprach: »O Ibn Al-Akwa', du bist ein Abtrünniger geworden und lebtest mit den Beduinen in der Wüste.« Salamah Ibn Al-Akwa' antwortete: »Nein, eher hat mir der Prophet Muhammad (s.) erlaubt, als Beduine in der Wüste zu leben.«” [Sahih Al-Bukhari, Hadith 6676 in Arabisch, Band 20 Hadith 4583 in Englisch]

حدثنا قتيبة بن سعيد حدثنا حاتم عن يزيد بن أبي عبيد عن سلمة بن الأكوع أنه دخل على الحجاج فقال يا ابن الأكوع ارتددت على عقبيك تعربت قال لا ولكن رسول الله صلى الله عليه وسلم أذن لي في البدو

Al-Hajjaj erklärte die Gefährten also zu Abtrünnigen, was auf der Gegenseite reichen müsste, um selber ein Ungläubiger zu werden, doch die Gefährten beteten hinter ihm!

Ali Ibn Ali Ibn Muhammad Ad-Dimashqi schreibt: „Und in Sahih Al-Bukhari heißt es, dass Abdullah Ibn Umar es pflegte hinter Al-Hajjaj Ibn Yusuf Ath-Thaqafi zu beten und genau so tat es Anas Ibn Malik und Al-Hajjaj war ein Frevler und Tyrann.” [Sharh-ul-Aqidat-it-Tahawiyyah, Seite 529 - 530]

قال علي بن علي بن محمد بن أبي العز الدمشقي: وفي صحيح البخاري: أن عبد الله بن عمر رضي الله عنهما كان يصلي خلف الحجاج بن يوسف الثقفي، وكذا أنس بن مالك، وكان الحجاج فاسقا ظالما

Ibn Abd Al-Barr berichtet von Abdullah Ibn Umar, dass der Prophet Muhammad (s.) sagte: „Betet hinter dem, der sagt: »Keiner ist anbetungswürdig außer dem einen und einzigen Gott.«” [Al-Istikdhar, Band 4 Seite 29]

حدثنا إسماعيل بن عبد الرحمن قال حدثنا محمد بن القاسم بن شعبان قال حدثنا عيسى بن أحمد بن يحيى قال حدثنا نصر بن مروان بن مرزوق قال حدثنا جعفر بن هارون الكوفي أبو محمد قال حدثنا محمد بن الفضل بن عطية عن سالم الأفطس عن عطاء بن أبي رباح عن عبد الله بن عمر أن رسول الله صلى الله عليه وسلم قال صلوا خلف من قال لا إله إلا الله

Abu Bakr Ibn Abi Shaibah berichtet von Abu Hurrah, dass Imam Al-Hasan (a.) sagte: „Weder macht der Gläubige sein Gebet ungültig, das er hinter einem Heuchler verrichtet, noch nützt einem Heuchler das Gebet des Gläubigen, hinter dem er sich befindet.” [Musannaf Ibn Abi Shaibah, Hadith 7392]

حَدَّثَنَا هُشَيْمٌ، عَنْ أَبِي حُرَّةَ، عَنِ الْحَسَنِ، قَالَ: لَا يَضُرُّ الْمُؤْمِنَ صَلَاتُهُ خَلْفَ الْمُنَافِقِ، وَلَا يَنْفَعُ الْمُنَافِقَ صَلَاةُ الْمُؤْمِنِ خَلْفَهُ