Gelegentlich ist auf der Gegenseite zu beobachten, dass aus Quellen wie Sharh Nahj-il-Balaghah von Ibn Abi-l-Hadid zitiert und dabei behauptet wird, es handele sich um ein schiitisches Werk. Der folgende Beitrag wird diese Täuschung entkräften.
Namensbedeutung und Herkunft
Das arabische Wort Sharh bedeutet so viel wie Ausweitung, Erläuterung oder Erklärung. Sharh Nahj-il-Balaghah ist also ein Kommentar zu Nahj-ul-Balaghah, was soviel wie Pfad der Eloquenz / Methode der Sprachgewandtheit heißt. Während Nahj-ul-Balaghah von Ash-Sharif Ar-Radi (v. 406 n.H.) verfasst wurde, stammt Sharh Nahj-il-Balaghah von Ibn Abi-l-Hadid (v. 656 n.H.). Wir haben es demnach mit zwei unterschiedlichen Werken von zwei unterschiedlichen Autoren zu tun.
Der Autor über sich selber
Der beste Weg, um etwas über den Glauben des Verfassers zu erfahren, ist zweifelsfrei die Betrachtung seiner eigenen Aussagen.
Izz-ud-Din Ibn Abi-l-Hadid schreibt: „Unsere Gelehrten, möge Gott ihnen gnädig sein, seien es die Früheren oder Späteren, seien sie aus Basra oder Bagdad, stimmen in ihrer Glaubenslehre darin überein, dass der Treueschwur an Abu Bakr As-Siddiq ein gültiger und legitimer Treueschwur ist und er kam nicht durch einen Text zustande. Eher handelt es sich um eine Wahl, welche durch den Konsens bestätigt wurde.” [Sharh Nahj-il-Balaghah, Band 1 Seite 7]
قال عز الدين ابن أبي الحديد: اتفق شيوخنا كافه رحمهم الله، المتقدمون منهم والمتأخرون، والبصريون والبغداديون، على أن بيعه أبى بكر الصديق بيعه صحيحه شرعية، وانها لم تكن عن نص وإنما كانت بالاختيار الذي ثبت بالاجماع
Izz-ud-Din Ibn Abi-l-Hadid schreibt: „Die Schiiten behaupten, dass dieser Vers (9:40) eine Kritik und ein Nachteil für Abu Bakr darstellen würde. Wir jedoch glauben an die Aufrichtigkeit von Abu Bakr, die Richtigkeit seines von Hingabe geprägten Glaubens sowie seinen einwandfreien Vorzug.” [Sharh Nahj-il-Balaghah, Band 13 Seite 265]
قال عز الدين ابن أبي الحديد: الشيعة تزعم أن هذه الآية، بان تكون طعنا وعيبا على أبى بكر .. ونحن وان كنا نعتقد إخلاص أبى بكر و ايمانه الصحيح السليم وفضيلته التامة
Izz-ud-Din Ibn Abi-l-Hadid schreibt: „Aishah berichtete, dass sie beim Propheten Muhammad (s.) war als Al-Abbas und Ali eintrafen und er sprach: »O Aishah, wahrlich, diese beiden werden bei ihrem Tod nicht zu meiner Glaubensgemeinschaft gehören.«” [Sharh Nahj-il-Balaghah, Band 4 Seite 63 - 64]
قال عز الدين ابن أبي الحديد: روى الزهري أن عروة بن الزبير حدثه، قال: حدثتني عائشة قالت: كنت عند رسول الله إذ أقبل العباس وعلى، فقال: يا عائشة، إن هذين يموتان على غير ملتي - أو قال ديني
Sunnitische Gelehrte über den Autor
Khair-ud-Din Az-Zirkili schreibt: „Abd-ul-Hamid Ibn Hibatillah Ibn Muhammad Ibn Al-Husain Ibn Abi-l-Hadid, den man Abu Hamid Izz-ud-Din nennt, der Gelehrte der Literatur. Er gehört zu den bekanntesten Mu'taziliten.” [Al-A'lam, Band 3 Seite 289]
قال خير الدين الزركلي: عبد الحميد بن هبة الله بن محمد بن الحسين بن أبي الحديد، أبو حامد، عز الدين: عالم بالادب، من أعيان المعتزلة
Muhammad Ibn Ahmad Adh-Dhahabi schreibt: „Abd-ul-Hamid Ibn Hibatillah Ibn Muhammad Ibn Muhammad Ibn Abi-l-Hadid, den man Izz-ud-Din Abu Hamid Al-Mada'ini nennt, der Mu'tazilite, der Rechtsgelehrte, der Poet, der Fachmann für Literatur.” Über seinen Vater schreibt Adh-Dhahabi: „Hibatullah Ibn Muhammad Ibn Muhammad Ibn Abi-l-Hadid, den man Al-Qadi Abu-l-Husain nennt, der schafiitische Rechtsgelehrte, der Richter und Prediger von Medina.” [Tarikh-ul-Islam, Band 48 Seite 202 Nummer 200; Band 44 Seite 176 Nummer 4]
قال محمد بن أحمد الذهبي: عبد الحميد بن هبة الله بن محمد بن محمد بن أبي الحديد عز الدين أبو حامد المدائني، المعتزلي، الفقيه الشاعر، الأديب. وقال الذهبي في أبيه: هبة الله بن أبي المعالي محمد بن محمد بن أبي الحديد القاضي أبو الحسين، الفقيه الشافعي، قاضي المدائن وخطيبها
Ibn-ush-Sha'ar schreibt: „Abd-ul-Hamid Ibn Hibatillah Ibn Muhammad Ibn Muhammad Ibn Abi-l-Hadid, den man Izz-ud-Din Abu Hamid Al-Mada'ini nennt, der Mu'tazilite, der Rechtsgelehrte, der Poet, der Fachmann für Literatur. Er richtete sich nach den Rechtsurteilen von Imam Muhammad Ibn Idris Ash-Shafi'i und hielt Vorträge über das Wissen der Glaubensgrundsätze. Sein Vater ahmte die Richter von Medina nach.” [Wafayat-ul-A'yan, Band 7 Seite 342 Nummer 283]
قال ابن الشعار: عبد الحميد بن هبة الله بن محمد بن محمد بن أبي الحديد عز الدين أبو حامد المدائني، المعتزلي، الفقيه الشاعر، الأديب .. واشتغل بفقه الإمام الشافعي وقرأ علم الأصول، وكان أبوه يتقلد قضاء المدائن
Muhammad Rashid Rida schreibt: „Der Verfasser (Ibn Abi-l-Hadid) gehört zu den Mu'taziliten und sie stimmen darin überein, dass der Treueschwur an Abu Bakr legitim und gültig ist und genau so verhält es sich mit dem Treueschwur an die restlichen der vier Nachfolger, jedoch unterscheiden sich ihre Meinungen im Vorzug. So wie die Aschariten machen einige von ihnen den Vorzug an der Reihenfolge der Nachfolgeschaft fest, gemäß ihres Amtsantrittes als Nachfolger. Zu denjenigen gehört Amr Ibn Ubaid Al-Jahiz, An-Nizzam und andere der altvorderen Leute von Basra und einige von ihnen bevorzugen Ali gegenüber allen anderen, so wie Al-Juba'i und Al-Qadi Abd-ul-Jabbar, die am Ende ihres Lebens dazu kamen und einige hielten sich zurück und gaben keinem einen Vorzug gegenüber dem anderen und einige gaben Ali einen Vorzug gegenüber Uthman, aber keinen Vorzug gegenüber Abu Bakr und Umar. Was den Verfasser angeht, so gibt er Ali einen Vorzug gegenüber allen anderen, möge Gott mit ihnen zufrieden sein. Dieser Autor vom Sharh ist der Anhängerschaft des Befehlshabers der Gläubigen zugeneigt, aber er war nie ein Anhänger der Gruppe der Schiiten. Zusammenfassend zu meinen Aussagen gehört sein Buch zu den gewaltigsten arabischen Werken im Bereich, auf den ich hinwies. Der Leser findet darin Wissen und Literatur, das er so gesammelt in keinem anderen Werk erblickt. Daher braucht jeder Sprachgewandte, Diskussionsführende, Historiker und Fachmann für Literatur solch ein Buch.” [Majallat-ul-Manar, Band 14 Seite 868]
قال محمد رشيد رضا: والمصنف من المعتزلة وهم متفقون على أن بيعة أبي بكر بيعة شرعية صحيحة وكذا بيعة سائر الخلفاء الأربعة واختلفوا في التفضيل فبعضهم كالأشعرية يجعلون ترتيب الخلفاء الأربعة في الفضل كترتيبهم في الخلافة ومن هؤلاء عمرو بن عبيد والجاحظ والنظَّام وغيرهم من قدماء البصريين ، وبعضهم يفضل عليًّا على الجميع وذكر أن الجبائي والقاضي عبد الجبار ذهب إلى ذلك في آخر عمرهما ، وبعضهم توقَّف في التفضيل ، وقطع بعض هؤلاء بتفضيل علي على عثمان ، وإنما توقف في التفضيل بينه وبين أبي بكر وعمر ، والمصنف على رأي من يفضلون عليًّا على الجميع رضي الله تعالى عنهم . إن هذا الشارح على تشيُّعِه لأمير المؤمنين لم يكن مقلدًا لطائفة الشيعة .. وجملة القول أن هذا الكتاب من أعظم المصنفات العربية في الفنون التي أشرنا إليها ، يجد الناظر فيه من فنون العلم والأدب ما لا يجده مجموعًا في غيره ، فهو مما يحتاج إليه كل متكلم وجدلي ومؤرخ وأديب
Schiitische Gelehrte über den Autor
Al-Hurr-ul-Amili schreibt: „Der Gelehrte, der Wissensreiche Izz-ud-Din Abd-ul-Hamid Ibn Abi-l-Hadid, der Mu'tazilite, was die Grundsätze betrifft, der Hanafite, was die Abzweigungen betrifft.” [Al-Jawahir-us-Saniyah, Seite 305 - 306]
قال الحر العاملي رحمه الله: الشيخ العالم عز الدين عبد الحميد بن أبي الحديد المعتزلي أصولا الحنفي فروعا
Al-Bahrani schreibt: „Ibn Abi-l-Hadid, der Verfasser von Sharh Nahj-il-Balaghah, welcher zu den bekanntesten nicht-schiitischen Gelehrten der Mu'tazilah gehört.” [Ghaiat-ul-Maram, Band 6 Seite 110]
قال البحراني رحمه الله: ابن أبي الحديد في شرح نهج البلاغة وهو من أعيان علماء العامة من المعتزلة
Ibn Sharaf-id-Din At-Tustari schreibt: „Ibn Abi-l-Hadid, der Mu'tazilite, der Hanafite.” [Ihqaq-ul-Haqq, Seite 200]
قال ابن شريف الدين التستري رحمه الله: ابن أبي الحديد المعتزلي الحنفي
Muflih Ibn Rashid schreibt: „Abd-ul-Hamid Ibn Abi-l-Hadid, der Mu'tazilite, was die Grundsätze betrifft, der Hanafite, was die Abzweigungen betrifft. Er gehört zu den bekanntesten sunnitischen Gelehrten.” [Ilzam-un-Nawasib, Seite 183]
قال مفلح بن راشد رحمه الله: عبد الحميد بن أبي الحديد المعتزلي أصولا والحنفي فروعا - من أعيان علماء السنة
Schlussfolgerung
Ibn Abi-l-Hadid war ein sunnitisch mu'tazilitischer Gelehrter. Somit handelt es sich bei seinem Kommentar namens Sharh Nahj-il-Balaghah um kein schiitisches Werk.
